Der Vortrag geht der Frage nach, welchen Beitrag die Philosophie zur demokratischen Willensbildung beitragen kann. Komplexe gesellschaftliche Herausforderungen lassen sich nur auf der Grundlage wissenschaftlich gesicherten Wissens einerseits und rationaler Begründung andererseits demokratisch angemessen adressieren. Damit Bürger*innen an diesen demokratischen Willensbildungsprozessen teilnehmen können, müssen sie zur Rezeption wissenschaftlichen Wissens sowie der kritischen Überprüfung und Begründung politischer Lösungsvorschläge befähigt werden. Hierzu, so die These des Vortrags, kann und sollte die Philosophie, in Bildungsprozessen und gesellschaftlichen Debatten gleichermaßen, ihren Beitrag leisten.
Es geht erstens um die Unterscheidung von Akzeptabilität und Akzeptanz als Ziele wissenschaftlicher Gesellschafts- und Politikberatung. Philosophie besteht auf dem Unterschied zwischen einer wissenschaftlichen Unterstützung bereits vorgegebener politischer Positionen (Akzeptanz) und der Überprüfung von deren rationaler Begründbarkeit (Akzeptabilität). Zweitens reflektiert die Philosophie auf die Rolle einzelwissenschaftlicher Erkenntnisse im Rahmen demokratischer Willensbildungsprozesse. Damit weist sie auf die Gefahr hin, dass Experten und Sachverständige dort die Deutungshoheit erhalten, wo in modernen Gesellschaften demokratische Willensbildungsprozesse ihren Platz haben. Im Kontext der Wissenschaftskommunikation kann die Philosophie drittens sowohl das Zusammenspiel der verschiedenen Einzeldisziplinen mit ihren jeweiligen Erkenntnisansprüchen klären, als auch die Reichweite und die Grenzen wissenschaftlichen Wissens thematisieren. Durch diese Aufklärung versetzt sie Bürger*innen in die Lage, sich mündig mit wissenschaftlichen Befunden auseinanderzusetzen. Nur so, dies ist eine weitere These dieses Vortrags, kann die schlechte Alternative von allgemeiner Wissenschaftsgläubigkeit und generellem Wissenschaftsskeptizismus aufgehoben
werden.
Im Anschluss an ein kurzes Eingangsreferat soll im Gespräch gemeinsam erörtert werden, welche Aufgaben sich aus diesen drei Aufgaben für die Philosophie im Kontext schulischer und anderer Bildungsangebote ergeben.
Organisiert wurde diese Veranstaltung vom Bremer Fachverband Philosophie sowie dem LIS Bremen. Alle interessierten Lehrkräfte sind zur Teilnahme eingeladen.
Ort: Landesinstitut für Schule – Bremen
Zeit: 20.11.2023, 15:30 – 18:30 Uhr
Anmeldung online über das Fortbildungsprogramm des LiS unter: https://fortbildung.lis.bremen.de/